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Klimasicherheit
Klimasicherheit: About
In der Zweiten Debatte, die Mitte der 2000er Jahre begann, verengte sich der Diskurs auf Klimasicherheit. Diese Debatte fokussierte nicht nur Klima, sondern trug auch der Verbreiterung des Begriffs der Sicherheit Rechnung.
Der Anthropogene Klimawandel wird nach Joshua Busby als Langzeitveränderungen des Niederschlags, der Temperatur und des Wettersystems als Resultat menschlicher Aktivitäten, vornehmlich durch die Emission von Treibhausgasen definiert (vgl. Busby 2018b). Das Konzept der Sicherheit weitete sich in Teilen, indem vermehrt das Internationale System und Individuen als seine Referenzobjekte untersucht wurden (vgl. Busby 2018b).
Das Internationale System wird durch sogenannte Climate Wars bedroht, die durch die Verstärkung bereits bestehender internationaler Spannungen oder die Art und Weise wie Länder auf den Klimawandel reagieren, hervorgerufen werden können (vgl. Busby 2018c). Ein Beispiel für die Verstärkung von internationalen Spannungen sind chinesische Dämme im Mekong Fluss. Diese Dämme bedrohen die Fischerei und Landwirtschaft in Vietnam und durch Dürren in der Region wird diese Bedrohung verstärkt (vgl. Busby 2018c). Die Konsequenzen von Reaktionen auf den Klimawandel für das Internationale System werden durch die Dürren in Russland 2010 deutlich. Infolge der Dürren wurde ein Fünftel der Weizenernte zerstört, was Russland dazu veranlasste kein Korn mehr zu exportieren, was wiederum eine Inflation der Lebensmittelpreise zur Folge hatte, welche die Proteste in Ägypten 2011 auslösten (vgl. Busby 2018c).
Im Jahr 2014 gewann das Konzept der Human Security im Zusammenhang mit dem Klimawandel durch den Fifth Assessment Report (AR5) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) neue Aufmerksamkeit. Diese wird in einem Kapitel des AR5 eigens über menschliche Sicherheit definiert als “a condition that exists when the vital core of human lives is protected, and when people have the freedom and capacity to live with dignity. In this assessment, the vital core of human lives includes the universal and culturally specific, material and non-material elements necessary for people to act on behalf of their interests” (Adger 2014, Chapter 12, S. 759). Die materiellen Elemente sind beziehen sich auf Bedürfnisse wie Essen, Unterkunft, sauberes Wasser und Gesundheit (vgl. Adger 2014). Ein Beispiel für die den Einfluss des Klimawandels auf diese materiellen Elemente ist das klimabedingt erhöhte Risiko von Überschwemmungen in den Niederlanden, die mit dem Verlust des Wohnsitzes einhergehen (vgl. Adger 2014 und de Moel 2011). Die kulturelle (meist nichtmaterielle) Dimension bezieht sich auf Wissen, Weltanschauungen, Normen, Werte und soziale Beziehungen, also auf Symbole, die kollektive Bedeutungen ausdrücken (vgl. Adger 2014). In diesem Sinne könnten beispielsweise ländliche Lebensarten und die mit ihnen zusammenhängenden kulturellen Praktiken durch den Wandel des Klimas bedroht werden (vgl. Adger 2014). Die bereits erwähnten methodologischen Probleme, die mit Kausalanalysen auf Grundlage des Konzepts Human Security einhergehen manifestieren sich in den Ergebnissen von Untersuchungen der Berkley-Economists und der PRIO-Group. Die kalifornischen Wissenschaftler beziehen politische und soziale Prozesse nicht als Kontrollvariablen in ihre Modelle ein (um den Einfluss des Klimas nicht zu unterschätzen) und finden mit dieser Methode einen Zusammenhang zwischen Klimafaktoren und Konflikt, während die Gruppe um das Peace Research Institute Oslo (RPIO) unter Einbeziehung dieser Variablen meist keinen Zusammenhang finden konnte (vgl. Busby 2018a und Busby 2018b).
Trotz der Verbreiterung auf internationale und menschliche Sicherheit befasst sich der Großteil der quantitativen Studien weiterhin mit der Verbindung zwischen Klima und Konfliktausbrüchen. Zumeist steht jedoch nicht ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Proxies des Klimawandels (wie Niederschlag, Temperatur und Wetterphänomenen) und dem Konfliktausbruch zur Debatte, sondern der Klimawandel wird einerseits als „Threat Multiplier“ (CNA 2007), welcher die Salienz bestehender Bedrohungen verstärkt und andererseits als indirekt ursächliche Variable, die über vermittelnde Faktoren auf das Ausbrechen von Konflikten Einfluss nimmt, verstanden (vgl. Bughaug 2016 und Busby 2018b). Vermittelnde Faktoren, über welche der Klimawandel Einfluss auf das Ausbrechen von Konflikten nimmt, sind Landwirtschaft und Lebensmittelpreise, ökonomisches Wachstum, Migration, Katastrophen und Institutionen (vgl. Busby 2018b). Im Folgenden werden die indirekten Kausalpfade grafisch dargestellt:
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Der Einfluss des Klimawandels in der Republik Tschad
Der Einfluss des Klimawandels auf den Lake Chad stellt eine Bedrohung für die menschliche Sicherheit dar. Die Veränderungen sind "Threat Multiplier" für bereits bestehende Konflikte in der Region.
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“Climate change threatens human security because it undermines livelihoods, compromises culture and individual identity, increases migration that people would rather have avoided, and because it can undermine the ability of states to provide the conditions necessary for human security. Changes in climate may influence some or all of the factors at the same time. Situations of acute insecurity, such as famine, conflict, and sociopolitical instability, almost always emerge from the interaction of multiple factors. For many populations that are already socially marginalized, resource dependent, and have limited capital assets, human security will be progressively undermined as the climate changes” (Adger 2014, S. 762)
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Die Klimasicherheitsfalle in Mali
Auch in Mali hat der Klimawandel einen Einfluss auf den Konflikt. Besonders Dürren und die Knappheit natürlicher Ressourcen (vor allem Wasser und Land) spielen eine entscheidende Rolle.
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